Altruismus schlägt Egoismus
Verschlafen hole ich Sonntag-Früh die Zeitschriften vom Postkasten – und da: The perfect surprise!!! Ein Päckchen einer lieben Freundin, es löst einen Glückscocktail aus Dopamin, Opiaten und Oxytocin aus. Was geht da in unserem Gehirn ab?
Dacher Keltner ist Psychologieprofessor an der UC Berkeley und Mitautor von Lehrbüchern über menschliche Emotionen. In ‚Born to Be Good: Die Wissenschaft von einem sinnvollen Leben‘ beschäftigt er sich mit Altruismus[1] und zeigt, dass kooperative Gruppen sich auch genetisch durchsetzen.
Davor herrschte in der Evolutionsbiologie die Vorstellung „egoistische Gene“ würden das evolutionsbiologische Rennen machen. Wer sein Eigeninteresse in den Vordergrund stellt, hätte die höchsten Überlebenschancen.
Wir beobachten gegenteiliges Verhalten. Heute das Überraschungspaket von Petra, gestern liebevolle Telefonate mit Freundinnen, vorgestern ein Wocheneinkauf unserer Nachbarin vor unserer Gartentür.
Auf Social Media lesen wir dieser Tage besonders viele Kooperationsgeschichten und humorvolle Posts. Ich habe in den Lockdown-Tagen viel gelacht. Ein Beispiel meiner Erheiterung? Bei den WienerWunderWeibern posteten viele Frauen ihre Geschichten aus dem Homeoffice mit Kinderbetreuung. Statt dem Namen der Kinder wurden die Synonyme „Kolleg*in“, „Mitarbeiter*in“, „Praktikant*in“ verwendete. Das klingt dann so: „Der Mitarbeiter verbringt das Wochenende im Außendienst der Zweigstelle, ...
...die Mitarbeiterin konnte heute viel alleine schaffen, ist aber gerade im Büro eingeschlafen ...“
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Keltner belegt wissenschaftlich, dass altruistisches Verhalten uns glücklicher macht, auch beliebter und zu einem erfolgreichen Leben beiträgt.
Was passiert im Gehirn, wenn wir uns altruistisch verhalten?
1. Wer gibt, fühlt sich reich
Das Geben erweckt in uns ein Gefühl des Reichtums und der Fülle. Wir setzen uns zum Wohle von Menschen ein, tun jemanden einen Gefallen, greifen tatsächlich in die Geldbörse. Wir trennen uns also von Zeit, Geld oder Geschenken und fühlen innerlich, dass wir etwas dazugewonnen hätten.
Paradox, denn wer mit dem Haben-Wollen und Horten beschäftigt ist, fühlt sich oft bedürftig und hat das Gefühl noch mehr zu brauchen, um glücklich zu sein.
2. Wer gibt, steigert sein Selbstwertgefühl
Anderen zu helfen, steigert auch unser Selbstwertgefühl. Wenn sich die Empfänger*innen freuen, freuen wir uns auch. Wir fühlen uns wertvoll durch die Dankbarkeit und Anerkennung, die wir zurückbekommen.
Kurzum: Probieren Sie es aus, den „perfect surprise“. Es ist übrigens eine weitere Intervention, die Martin Seligman empfiehlt.
[1] Altruismus bedeutet selbstloses und uneigennütziges Handeln zum Wohle der Mitmenschen, ohne Gegenleistung zu erwarten.
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